Weber: Konzept der Ausstellung ist aufgegangen

Grimma. Die spektakuläre Open-Air-Fotoschau mit rund 300 großformatigen Fotos von Gerhard Weber an fünf Standorten ist vorüber. Und der 71 Jahre alte Fotograf gibt zu: „Ich bin erschöpft“, um gleich nachzuschieben: „Aber gedanklich nicht müde.“ Vier Mal hat Weber selbst auf mehrstündigen Führungen Besucher zu den Bildern in Grimma, Höfgen und Nimbschen begleitet. Nahezu täglich war er in den zehn Wochen an Ausstellungsstandorten zu finden. Er stellte sich den Fragen und teils kontroversen Diskussionen zu seinen ausschließlich schwarz-weißen, seit 1990 entstandenen Fotos. Er freute sich über anerkennende Worte und verkaufte seinen Fotoband „Lebenszeit“ vom Höfgener Verlag Edition Wächterpappel, der parallel zur Ausstellung erschien und im Buchhandel erhältlich ist.

Weber wusste, dass seine Bilder streitbar sind, vor allem die von den Menschen, die er in den Dörfern der Region in den hinteren Winkeln gesucht und getroffen hat und die sich von ihm wahrhaft und offen haben ablichten lassen. „Ich habe den Leuten Bilder gezeigt, die sie sonst nicht sehen, wenn sie nur die Hauptstraßen entlang gehen oder fahren.“ Diese Bilder in geballter Form hätten manche Betrachter erschreckt oder überrascht, doch Weber freut sich über die vielen Diskussionen, die er erlebt hat. „Die Leute haben sich nicht über mich, den Fotografen, unterhalten, sondern über den Inhalt der Bilder.“ Manche Bemerkung habe ihn auch geärgert, zum Beispiel die, dass einige Bilder wohl kurz nach dem Krieg aufgenommen worden seien. „Die das gesagt haben, haben nie Gesichter von Menschen nach dem Krieg gesehen.“
Am meisten gefreut habe er sich über Menschen, die ihm berichteten, sie hätten sich an den Bildern erfreut, hätten geweint und gelacht. Reaktionen per E-Mail kamen aus ganz Deutschland, aus Österreich, Belgien, Schweden und Großbritannien. Grimma-Besucher aus allen diesen Ländern haben Webers Bilder gesehen.
Im Rückblick zeigt sich der Grimmaer Fotograf zufrieden mit dem kräftezehrenden Großprojekt, das enorm viele Helfer und Unterstützer hatte. Angefangen von den Veranstaltern Kunst- und Fotoverein Grimma und der Volkshochschule Muldental über viele, viele Helfer, die die Ausstellung mit Geld oder Tatkraft ermöglichten. „Dafür möchte ich mich bedanken“, sagt Weber, der schätzt, dass zwischen 25.000 und 30.000 Menschen die Bilder gesehen haben. Zufrieden ist er auch, weil sein Konzept aufgegangen sei, mit einer Ausstellung an fünf Standorten die Menschen zu Erlebnissen in der Natur, mit den touristischen Attraktionen und der hiesigen Gastronomie zu führen.
Während ein Großteil der Bilder schon abgenommen wurde, sind die in Höfgen und an der Fähre noch bis zum Handwerkermarkt am 23. und 25. September zu sehen.              André Neumann;   Leipziger Volkszeitung